Immer mehr Haushalte entscheiden sich für Wärmepumpen, E-Autos oder einen eigenen Batteriespeicher. Damit leisten sie nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Energiewende, sondern sie profitieren auch finanziell. Denn seit Januar 2024 gilt eine neue Regelung im Energiewirtschaftsgesetz zu dynamischen Netzentgelten: § 14a EnWG.
Was auf den ersten Blick kompliziert klingt, kann sich ganz konkret auf der Stromrechnung bemerkbar machen. Wer bestimmte „steuerbare Verbrauchseinrichtungen“ nutzt, kann das sogenannte Netzentgelt deutlich reduzieren. Wie das funktioniert? Mit drei cleveren Modulen, die passend zu Ihrer Anlage und Ihrem Stromverbrauch ausgesucht werden können.
Warum kann man überhaupt Netzentgelte sparen?
Netzentgelte sind die Kosten für die Nutzung der Stromleitungen. Sie steigen, je mehr Strom verbraucht wird und je komplexer das Netz wird. Wenn Wärmepumpen und Wallboxen in einer Straße gleichzeitig aktiv sind, kann das Netz stark belastet werden. Um das auszugleichen, dürfen Netzbetreiber diese Geräte im Notfall kurzzeitig drosseln. Im Gegenzug gibt es einen Preisnachlass.
Für diese Flexibilität stehen drei Module zur Auswahl:
Modul 1 – Die einfache Pauschale
- Für wen geeignet? Haushalte mit moderatem Mehrverbrauch – z. B. Wallbox (≈ 2–3 MWh/a) oder kleine Wärmepumpe ohne eigenen Zähler.
- Ersparnis: Jährlicher Festbetrag, je nach Netzgebiet aktuell 110–190 € brutto.
- Technik: Kein Umbau nötig; Ihr bestehender Haushaltszähler reicht.
- Vorteile: Sofort verfügbar, planbares Sparpotenzial, minimale Installationskosten.
- Nachteile: Bei sehr hohem Stromverbrauch limitiert; da Betrag fix ist, sinkt die prozentuale Ersparnis mit jedem zusätzlichen kWh.
Modul 2 – Prozentualer Rabatt für Großverbraucher
- Für wen geeignet? Größere Wärmepumpen (> 4 MWh/a) oder andere Geräte mit separatem Stromzähler.
- Ersparnis: 60 % Abschlag auf den Arbeitspreis des Netzentgelts; der Grundpreis für den Heiz‑ oder Autostromzähler entfällt komplett.
- Technik: Zusätzlicher Zählpunkt erforderlich; ideal, wenn ein Heizstromzähler schon vorhanden ist.
- Vorteile: Spart umso mehr, je höher Ihr Verbrauch ist; KWK- und Offshore‑Umlagebefreiung bleibt bestehen.
- Nachteile: Zählerschrank‑Umbau kostet Zeit und Geld, wenn kein separater Zähler existiert.
Modul 3 – Zeitvariable Netzentgelte für maximale Flexibilität (ab 1. April 2025)
- Für wen geeignet? Haushalte mit Smart Meter und Energie‑Management, die ihren Verbrauch zeitlich verschieben können (E‑Auto‑Laden, Batteriespeicher, flexible Wärmepumpe).
- Ersparnis: Drei Preisstufen – Hoch‑ (HT), Standard‑ (ST) und Niedrigtarif (NT). In NT‑Fenstern ist das Netzentgelt extrem niedrig oder sogar null.
- Technik: Intelligentes Messsystem (Smart Meter); kein zusätzlicher Zähler notwendig. Modul 3 kann nur in Kombination mit Modul 1 gewählt werden.
- Vorteile: Größtes Sparpotenzial bei flexiblem Verbrauch; ideal für PV‑Eigenverbrauchsoptimierer.
- Nachteile: Smart‑Meter‑Pflicht und Zeitsteuerung nötig; Tariffenster werden jährlich neu festgelegt.
Die Netzentgelt-Module im Vergleich:
Modul 1 | Modul 2 | Modul 3 | |
---|---|---|---|
Ersparnisse | Fixbetrag von 110€-190€ pro Jahr | −60 % des Netzentgelts für den Verbrauch des steuerbaren Verbrauchers, Grundpreis auf den zusätzlichen Zähler entfällt | Dynamisches Netzentgelt mit sehr geringen Kosten in Niedertariffenstern, zusätzlich Fixbetrag aus Modul 1 |
Zähler-/Messaufwand | keiner | seperater Zähler für den steuerbaren Verbraucher | intelligentes Messsystem (Smart-Meter) |
Beste Wahl für | Wallbox, kleine Wärmepumpe | große Wärmepumpen | flexible Lasten |
Wie funktioniert das Sparen in der Praxis?

Für die meisten Situationen gibt es bereits erprobte Kombinationen, mit denen sich das Netzentgelt gezielt senken lässt.
Wer beispielsweise eine Wallbox nutzt, aber keinen eigenen Zähler dafür installiert hat, profitiert aktuell am besten von Modul 1. Ab April 2025 kann zusätzlich Modul 3 aktiviert werden, dieses ist ideal, um die Ladezeiten des Fahrzeugs in günstige Tarifzeiten zu legen.
Bei einer Wärmepumpe, die bereits über einen eigenen Heizstromzähler läuft, ist Modul 2 die beste Wahl. Hier wird nicht nur der Arbeitspreis um 60 % reduziert, auch der Grundpreis entfällt – eine deutliche Entlastung für Haushalte mit hohem Wärmebedarf.
Wer eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher betreibt, hat das größte Potenzial für flexible Stromnutzung. In diesem Fall ist die Kombination aus Modul 1 und Modul 3 besonders attraktiv. Der Speicher kann gezielt in günstigen Tarifzeiten geladen werden, der Eigenverbrauch wird maximiert und der Strombezug aus dem Netz minimiert – alles automatisch gesteuert durch ein intelligentes Energiemanagement. Mit einem Wechselrichter von Sigenergy können zusätzlich auch dynamische Strompreise genutzt werden. Damit ist das Sparpotenzial maximiert. Die Preise für die dynamischen Netzentgelte werden übrigens einmal im Jahr vom Netzbetreiber festgelegt.
Wie sieht das bei den Netzbetreibern in Nordhorn und Umgebung (Grafschaft Bentheim) aus?
In der Umgebung von Nordhorn gibt es viele verschiedene Netzbetreiber. Die beiden größten sind die NVB und Westnetz, deswegen werden hier die Kostenstrukturen einmal aufgezeigt.
NVB (Nordhorner Versorgungsbetriebe)
Modul 1
Der Grundpreis für die Netzentgelte liegt bei 90,44€ pro Jahr. Die Summe von Grundpreis und dem über das Jahr gezahltem Arbeitspreis (9,07 Cent/kWh) wird pauschal um 148,10€ reduziert. Die Zahlungen für das Netzentgelt dürfen aber nicht negativ werden.
Modul 2
Bei Modul 2 entfällt der Grundpreis von 90,44€ und der Arbeitspreis für den Zähler des steuerbaren Verbrauchers wird um 60% reduziert. So zahlt man für den Strom für die Wärmepumpe oder Wallbox nur 3,63 Cent/kWh statt 9,07 Cent/kWh.
Modul 1 + Modul 3
Grundsätzlich funktioniert diese Möglichkeit wie Modul 1, aber der Arbeitspreis der Netzentgelte ist vom Zeitpunkt des Verbrauchs abhängig. Im Standardtarif ist das Netzentgelt weiterhin 9,07 Cent/kWh, im Hochlasttarif liegt es bei 14,33 Cent/kWh und im Niedriglasttarif sind es nur 0,90 Cent/kWh. Bei der NVB ist dieser Tarif nur in Q1 und Q4, also zwischen Oktober und März aktiv. Zwischen April und September ist der Standardtarif dauerhaft aktiv.
Der Verlauf der dynamischen Netzentgelte bei der NVB

Westnetz
Modul 1
Der Grundpreis für die Netzentgelte liegt bei 95,56€ pro Jahr. Die Summe von Grundpreis und dem über das Jahr gezahltem Arbeitspreis (11,88 Cent/kWh) wird pauschal um 169,08€ reduziert. Die Zahlungen für das Netzentgelt dürfen aber nicht negativ werden.
Modul 2
Bei Modul 2 entfällt der Grundpreis von 95,56€ und der Arbeitspreis für den Zähler des steuerbaren Verbrauchers wird um 60% reduziert. So zahlt man für den Strom für die Wärmepumpe oder Wallbox nur 4,75 Cent/kWh statt 11,88 Cent/kWh.
Modul 1 + Modul 3
Grundsätzlich funktioniert diese Möglichkeit wie Modul 1, aber der Arbeitspreis der Netzentgelte ist vom Zeitpunkt des Verbrauchs abhängig. Im Standardtarif ist das Netzentgelt weiterhin 7,63 Cent/kWh, im Hochlasttarif liegt es bei 12,04 Cent/kWh und im Niedriglasttarif sind es nur 0,76 Cent/kWh. Im Gegensatz zur NVB sind bei Westnetz die dynamischen Netzentgelte ganzjährig aktiv.
Der Verlauf der dynamischen Netzentgelte bei Westnetz

Häufig gestellte Fragen:
Wie erhalte ich Modul 1, Modul 2 oder Modul 3?
Alle Haushalte mit einer steuerbaren Verbrauchseinrichtung nehmen automatisch an Modul 1 teil.
Wie hoch sind die Netzentgelte bei anderen Netzbetreibern?
Suchen sie einfach „<Name des Netzbetreibers> Netzentgelte“ bei der Suchmaschine ihrer Wahl.
Meine Steuerbare Verbrauchseinrichtung ist vor dem 1.1.2024 in Betrieb gegangen. Kann ich zur neuen Regelung wechseln?
Ja, der Wechsel ist möglich. Kontaktieren sie dazu Ihren Netzbetreiber. Der Wechsel zurück ist dann nicht mehr möglich.
Wird auch der Eigenverbrauch mit selbst erzeugtem PV-Strom gedrosselt?
Nein, Ihre Verbraucher können selbst erzeugten PV-Strom ungedrosselt verbrauchen.
Wie kann ich am von dynamischen Netzentgelten profitieren?
Die beste Kombination ist ein Heimspeicher mit Energiemanagementsystem, z. B. von Sigenergy. Mit diesem können sie dank KI-Steuerung sehr einfach mit dynamischen Netzentgelten sparen.